Donnerstag, 7. Februar 2008

Konzept "LAGE EGAL" für Wien

Hiermit schlage ich Ihnen zur Realisierung im Rahmen Ihres Jahresprogramms 2009 das Projekt „LAGE EGAL“ vor. Dabei handelt es sich um eine Auseinandersetzung mit Mechanismen politischer Kommunikation und politischen Marketings im Medium einer Performance, konzipiert und im Fall einer Zusage realisiert von einem interdisziplinären Team von Theoretikern und Praktikern aus den Bereichen Literatur, Kunst, Kommunikationsdesign, Kulturwissenschaft und Sozialpsychologie.

Gegenstand der Performance ist die Paraphrase einer politischen Kundgebung/ Diskussionsrunde??? Da im Zentrum unseres Interesses die über Partei- und Ländergrenzen hinweg weitgehend generalisierbaren formalen Aspekte einer derartigen Veranstaltung stehen, wird auf alle inhaltlichen Elemente der Rede verzichtet, die eine Zuordnung zu weltanschaulichen oder pragmatischen Positionen ermöglichen würden. Die üblichen der Logik der politischen Kommunikation und des politischen Marketings entsprechenden interessenbezogenen Argumentationen werden vollständig ersetzt durch assoziative Lyrik (www.jamesboys.info).

Durch diesen Kunstgriff wird das Augenmerk auf die inszenatorischen Komponenten gelenkt: Mimik, Gestik, Artikulation – insbesondere im Umfeld der Kernpassagen, und damit Feedbacksteuerung in bezug auf Publikum und Presse. Die von uns choreographierten „Pressefotografen“ haben im Zusammenhang des Ausstellungsprojekts zudem die Funktion, Bildmaterial für Fotomountings zu generieren, die im Rahmen der Dokumentation gezeigt werden können.

Die Choreographie des Prozesses erfolgt dabei modular, also mit freien Parametern, um Steuerung und Spontaneität auszubalancieren unter Einbezug gruppenpsychologischer Automatismen.

Die Beliebigkeit, Austauschbarkeit und Orientierungslosigkeit der meisten zeitgenössischen politischen Positionen wird zusätzlich kommentiert durch das an der Wand hinter den Sprechenden angebrachte visuelle Zeichen, unter dem die Veranstaltung stattfindet.

Die Grafik "LAGE EGAL" (www.stephangross.net/grafik05.html) dient bereits als Blaupause für diverse künstlerische Aktionen, vom Verschicken von Postkarten an Entscheidungsträger des öffentlichen Lebens, dem Verteilen von Flyern und der Inszenierung interaktiver und begehbarer konkreter Zeichenprogramme (contemporary art ruhr 2007) bis hin zu Gebäudeinstallationen. Diese Unterminierung des Phantasmas der politischen Standortbestimmung (LAGE EGAL!) entspricht dem Anspruch der Performance, universelle Formen der Inszenierung von Politik von interessengebundenem Inhalt zu entkoppeln.
von raven - 8. Feb, 00:15

Ich habs jetzt das erste mal gelesen (und auch nur einmal). Klingt alles schön und gut und auch sehr schlau, ist mir aber zu stark runtergebrochen/abstrahiert/eingedampft. Es wird sehr viel angerissen (Performance, "Gruppenpsychologie", Installation, Lyrik, Design, sogar Fotografie), aber man bleibt erstmal ratlos: nun, und was haben die Jungs nun tatsächlich vor? Was verbirgt sich hinter den mit Schlagworten (Substantivierung!) vollgestopften Sätzen? Ich kann es mir natürlich vorstellen (ziemlich gut sogar), weil ich die Sachen kenne, weil ich Euch kenne, aber!: die Leute, die das zu Lesen bekommen, haben ja keine Ahnung davon. SIE HABEN JA GAR KEINE AHNUNG!

Mercier - 8. Feb, 01:21

Na ja, ganz so schwammig ist es ja nicht. Es geht halt um die Imitation einer politischen Veranstaltung mit Pressepräsenz und antitext. In erster Linie ist jetzt zu entscheiden, um welche genau: Um eine Pressekonferenz, um eine Podiumsdiskussion, um einen Parteitag/ eine Wahlkampfrede etc. Wenn das entschieden ist können entsprechende Details eingearbeitet werden. Der bestehende Text ist tatsächlich allgemein gehalten und wird unabhängig von dieser Wahl funktionieren, und das können die dann bei entsprechender Konkretisierung auch begreifen, sonst haben sie ihren Job verfehlt. Wie gesagt sind alle angehalten mitzutun. Im Moment haben wir 300 Wörter, 500 dürfen es am Ende maximal sein. Gruß :)

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